Anders als in Asien, wo Fledermäuse einen guten Ruf geniessen, wird ihnen in Europa oft eine negative Rolle zugedacht.
Wir vermuten, dass die Verteufelung der Fledermäuse auf ihr verstecktes und lange nicht erforschtes Leben zurückzuführen ist. Fledermäuse sind versteckt lebende Tiere. Ihre Tagesunterschlüpfe sind meist nur schwer auffindbar, und bei ihren weiträumigen nächtlichen Flügen entziehen sie sich schnell der menschlichen Beobachtung.
Auf dieser Seite möchten wir ein paar dieser Geschichten notieren.
Dass Fledermäuse ebenso wie Kröten und andere "magische" Tiere im Mittelalter zu Zaubergetränken verarbeitet wurden, ist keineswegs eine Erfindung der Moderne. Bis in die Neuzeit hinein wurden Fledermäuse in der Human- wie in der Tiermedizin eingesetzt: gegen Augenkrankheiten, gegen Schmerzen des Viehs, etc.
Hier ein paar Beispiele:
Krötenschleim und Spinnenbein
kommen gleich zu Anfang rein.
Fledermaus und Lebertran
werden dann hinzugetan.
Eine Stunde linksrum rühren,
dabei das Feuer kräftig schüren.
Tollkirschsaft und Drachenblut -
Du wirst sehn, das schmeckt Dir gut!In Brot gesteckte Fledermaus hilft der Kuh beim Kalben.
Fledermausblut befreit das Vieh von Schmerzen und Blähungen.
Zum Podagra (Fussgicht) nimb drei Fledermäuss / und koch
die in Regenwasser / darnach thu diese acht stück dazu:
zermahlten Leinsamen 4 Unzen / drei rohe Ejer / ein Becherlein
Öl / Rinderkaat und Wachs / eines jeden 4 Unzen / diess alles
zusammen getan / rühre undereinander / und so du schlafen gehen
wills / so leg es dich ober. (aus Gessneri Thierbuch)Durch Berühren von Fledermäusen wird man räudig (Krätzmilben).
Fledermausblut ist ein Enthaarungsmittel.
Gegen "schweres" Zahnen soll dem Kind eine eingefettete Fledermaus um den Hals gehängt werden.
Glückssymbole
Dem geheimnisvollen Orientierungssinn der Fledermäuse sind folgende Geschichten zu verdanken:
Hexen erlangten ihr Flugvermögen angeblich durch einreiben mit Fledermausfett.
Will sich jemand unsichtbar machen, muss er das rechte Auge einer Fledermaus mit sich tragen.
Einreiben des Leibes des Schützen mit Fledermausblut schützt vor dem getroffen werden.
Die Treffsicherheit des Schützen wird erhöht, wenn er die Kugel in Fledermausblut taucht oder Fledermausblut unter das Schiesspulver mischt.
Von Vorteil für unsere Schutzbemühungen um die Fledermäuse wäre es, wenn sich etwas vom alten Volksglauben Bosniens und der Herzegowina bis zu uns herumgesprochen hätte. Ähnlich wie hier die Schwalben, geniessen die Fledermäuse grosses Ansehen. Ziehen sie mit ihren Jungen in ein Haus ein, bringen sie Glück und müssen geschont werden. Kommt eine Fledermaus durch den Rauchfang herab, so bedeutet dies dem Bauern reichen Viehbestand. Im Laden des Kaufmannes ziehen sie Kunden an.
Glück und Liebe liegen bekanntlich dicht beieinander. Da ist es nicht mehr verwunderlich, dass Fledermäuse auch als Liebeszauber herhalten müssen. So können die angeblich blinden und zudem nachts schlaflosen Tiere in allen möglichen Formen und Mixtürchen zu Erweckern einer blinden, schlaflosen Liebe werden.
In China heisst die Fledermaus "fu", was gleichzeitig auch Glück bedeutet. Im kantonesischen Dialekt wird sie "Fuk-schii", "Ratte des Glückes", genannt. Als Glückssymbole zieren die Flattertiere häufig chinesische Fahnen. Besonders bekannt wurde eine chinesische Glückshieroglype, die den Mondturm als kreisrunde öffnung zeigt, umflattert von fünf stilisierten Fledermäusen.
Allgemeiner Aberglaube
Der christliche Glaube brachte die Fledermaus mit dem Teufel in Verbindung und stellte diesen häufig mit häutigen Flügeln dar, während Engel immer Vogelschwingen hatten. Angeblich flog der Teufel hinter den Fledermäusen her ins Haus. Teufelspakte unterschrieb man gerne mit Fledermausblut.
Im europäischen Mittelalter wurden die Tiere der Dunkelheit mit dem Tod in Verbindung gebracht. Man fürchtete die unheimlichen nächtlichen Jäger meist und dichteten ihnen allerhand magische Kräfte an. Die Zigeuner in Siebenbürgen suchten sich gegen eine ins Zimmer geflogene Fledermaus zu schützten, indem sie schnell so viele glühende Kohlen zum Fenster oder zur Türe hinauswarfen, wie Familienmitglieder im Hause wohnten.